Jubiläumsausstellung „Industrie und Kultur?! 30 Jahre MIK“
Vor 30 Jahren wurde das Museum Industriekultur Osnabrück im Haseschachtgebäude eröffnet – nach jahrelangen Vorarbeiten und unter Mitwirkung vieler Menschen, die sich mit Leidenschaft für die Neugründung einsetzten. Wie es dazu kam und welche Schritte notwendig waren, bis das MIK die Türen öffnen konnte, davon erzählt die Jubiläumsausstellung – aber noch von Vielem mehr. Sie will keine reine Rückschau in die eigene Geschichte sein, sondern diese einordnen in einen größeren Kontext und vor allem auch die Zukunft in den Blick nehmen – gemeinsam mit den Besucherinnen und Besuchern.
Kennen Sie das Museum Industriekultur?
Wer sind denn die Besucher*innen des MIK? Kennen die Osnabrücker*innen „ihr“ Museum am Piesberg? Den Einstieg in die Ausstellung bildet ein Film, der – launig und auch ein wenig selbstironisch – die Ergebnisse einer Befragung, die ein Filmteam im Auftrag des MIK auf dem samstäglichen Wochenmarkt durchgeführt hat, präsentiert. Neben Lobhudeleien sind auch kritische Töne zu hören, neben Fans kommen auch (Noch-) Nicht-Besucher*innen zu Wort. Begeisterung ist zu spüren, aber auch Potenzial für Weiterentwicklung wird aufgezeigt …
Prolog
Wie geht das zusammen – Industrie und Kultur? Der Prolog nimmt zum Einstieg die widersprüchlich scheinende Verbindung von Industrie und Kultur im Namen des MIK in den Blick. Wo hat diese ihre Wurzeln, von welchen Diskussionen und Ideen also war die Gründung des Osnabrücker Museums beeinflusst? Das Kapitel berichtet von den Ursprüngen der Idee im frühen 20. Jahrhundert, als Architekten und Designer adäquate Formen für die neuen Industrieprodukte und Fabrikbauten suchten und Kultur durch gut gestaltete Massenwaren und Arbeitsplätze „demokratisieren“ wollten. Mit Highlight-Exponaten wie einem Ventilator von Peter Behrens und vielen Fotos skizziert der Prolog die Karriere des Begriffs „Industriekultur“, auch im Strukturwandel seit den 1960er Jahren, der die Ideen der Bauhausvertreter aufgriff. Im Dienst der Herausbildung einer neuen Identität wurden Fabriken, Maschinenanlagen und Arbeiterhäuser gleichberechtigt zu Kirchen, Burgen und Schlössern unter Denkmalschutz gestellt. Neue Museen entstanden, die Industrie- und Gesellschaftsgeschichte zu verbinden suchten und den Alltag der „kleinen Leute“ ins Zentrum stellten. Gefragt wird auch nach der Aktualität des Begriffs: Wie verhält es sich heute – ist die etwas sperrige Bezeichnung der Industriekultur eigentlich noch zeitgemäß? Wie wünschen sich die Besucher*innen die Museen für Industriekultur heute?
Entwicklung des MIK im Zeitraffer
Das MIK Osnabrück entstand ganz im Geist dieser „Industriekultur“ – schon in den 1960er Jahren kamen erste Ideen zur Gründung eines Gewerbemuseums in der Industrie- und Arbeiterstadt Osnabrück auf. Der Strukturwandel ergriff auch die Region Osnabrück und führte dazu, dass in den 1980er Jahren konkretere Schritte zu einem neuen Museum folgten. Das erste Kabinett der Ausstellung zeichnet die Entwicklung des Museums im Zeitraffer nach. Die schrittweise Restaurierung seiner Bauten – des Haseschachtgebäudes und der weiteren Gebäude auf dem Magazingelände – wird veranschaulicht. Die gewaltigen Anstrengungen, die es bedurfte, um den völlig verschlammten Hasestollen wieder freizulegen und begehbar zu machen, werden durch Fotos und Interviews von Zeitzeugen nachvollziehbar. Ein besonderes Filmteam hat diese durchgeführt: 16 Kinder der Ferienbetreuung in den vergangenen Sommerferien beschäftigten sich intensiv mit der Geschichte des Museums und führten Gespräche mit dem ehemaligen Gründungsdirektor und zwei Gründungsmitgliedern des Fördervereins. Ein Generationenaustausch, der manchmal auch schmunzeln lässt. Spannend ist auch das erste Museumskonzept, das durchblättert werden kann und überraschend aktuell ist in seinen Ideen.
Ein Museum zum Erleben. Veranstaltungen und Museumspädagogik
Die folgenden drei Kabinette geben Einblick in die wichtigsten Tätigkeitsfelder des Museums vor und hinter den Kulissen – das Vermitteln, das Sammeln und das Ausstellen. Vergangenheit und Gegenwart mischen sich hier, die Vielfalt der zahllosen Veranstaltungen und Programme über die Jahre wird nachvollziehbar: Unzählige Fotos zeugen von Handwerkermärkten, Kulturflohmärkten, Oldtimertreffen, Konzerten im Stollen, spektakulären Kunstaktionen wie einem Baggerballett im Steinbruch, Theateraufführungen in der Schachthalle und Vielem mehr. Ein Highlight ist ein Plakat des historischen Bergfests, das 1996 wiederbelebt wurde. „So lange noch unser Piesberg steht, kein Mensch aus dem Puschen geht“, verkündet es im schönsten Platt.
Bäckermütze, Bauarbeiterhelm, Hammer und Meißel und andere Gerätschaften stehen nicht etwa stellvertretend für die Sammlungen, sondern für die museumspädagogischen Angebote, die das Zentrum der Arbeit des MIK bilden, wie schon das Ursprungskonzept von 1982 es formulierte. Unzählige Schulklassen, aber auch Familien haben in den vergangenen Jahren die Technik des Papierschöpfens gelernt, den Weg vom Korn zum Brot nachvollzogen oder haben über die Dunkelheit unter Tage gestaunt. Ein Museum zum Erleben heißt das entsprechende Kapitel entsprechend.
Industriekultur bewahren. Sammlungen
Eine wichtige Basis der Vermittlungsarbeit des MIK sind die Sammlungen. Die Bewahrung von Sachquellen ist eine Kernaufgabe, so erfahren die Besucher*innen im folgenden Kapitel. Das MIK verfügt über reichhaltige Bestände sehr vielfältiger Sammlungsgüter, die von Privatpersonen und Unternehmen seit der Gründungsphase zur Verfügung gestellt wurden. Die aufbewahrten Dinge reichen von Maschinen und Werkzeugen über Alltagsdinge wie Haushaltsgeräte und Spielzeug bis zu Naturobjekten und umfangreichen Fotobeständen. Exemplarisch werden ausgewählte Objekte in der Ausstellung gezeigt mit kurzen Infos, wie sie in der internen Datenbank erfasst werden. Auch Objekte, über die noch wenig bekannt ist, werden gezeigt – die Besucherinnen und Besucher können abstimmen, über welche sie mehr erfahren wollen, oder auch selbst Informationen hinterlassen, wenn sie ähnliche Dinge schon genutzt haben und etwas Persönliches dazu erzählen können. Denn darauf kommt es beim Sammeln im MIK an: Die Geschichten, die mit den Objekten verbunden sind.
Mensch – Natur – Wirtschaft. Ausstellungen
Die weit über 50 Ausstellungen, die das MIK in den vergangenen 30 Jahren gezeigt hat, dienen nicht nur der Präsentation der spannenden Sammlungsbestände. Sie greifen vielmehr gesellschaftliche Themen auf und laden dazu ein, sich ihnen auf eine mehrdimensionale Weise zu nähern. Es sind vor allem die Sonderausstellungen, die immer wieder neue Facetten von Industriekultur beleuchten – eine große Plakatwand lässt die verschiedenen Themen, denen sich das Haus bislang gewidmet hat, noch einmal Revue passieren: Besuchermagneten wie „Alle bauen mit Lego“ und „Hoch hinaus und rund herum – Jahrmarkt“, aber auch zahlreiche kleinere. Im Laufe der Jahre wurde der Zusammenhang von Natur und Wirtschaft immer wichtiger: Der Umgang mit Ressourcen, menschliche Eingriffe in die Natur und ihre Folgen sowie in jüngerer Zeit Ansätze zu einer nachhaltigeren Wirtschaft, so z. B. in der Schau „Future Food.“ Durch die Verbindung von Geschichte, Gegenwart und Zukunft will das MIK-Team einen Diskussionsraum schaffen. Die Dauerausstellung wandelte sich ebenfalls mehrfach, so zeigen zwei präparierte Vertreter der Tiere, die seit einigen Jahren einen eigenen Raum im Keller „bespielen“: die Fledermäuse, die am Piesberg ideale Lebensbedingungen vorfinden. Und für die künftige Weiterentwicklung der Dauerausstellung im Haseschachtgebäude werden die Besucher*innen einbezogen: sie können abstimmen, welche Themen sie künftig gerne aufgegriffen sehen würden.
Industrie – Natur – Kultur. Museum am Berg
Das letzte Kapitel der Ausstellung schließlich weitet den Blick wieder, hier steht der Piesberg als der entscheidende Impulsgeber des MIK im Zentrum. Berg und Museum beeinflussten sich in den vergangenen Jahren wechselseitig, viele wichtige Entwicklungen wurden im MIK mit angestoßen. Der Weg von der No-Go-Area zum Landschaftsschutzgebiet und beliebten Ausflugsziel wird unter anderem durch Müllfunde vom Piesberg und einen Werbeschuber zur schließlich abgesagten Bundesgartenschau illustriert, aber auch durch exemplarische Wegweiser des Projektbüros Piesberg der Stadt zum Wanderwegenetz. Großformatige Fotos zeigen die beeindruckende Mischung aus Industrie, Kultur und Natur und spektakuläre Blicke in die Erdgeschichte. Dass die zerklüftete Landschaft Lebensraum für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt ist, machen Herbarbelege und eine Kreuzkröte stellvertretend deutlich. Die vielen benachbarten Vereine und Institutionen, mit denen das MIK enge Kooperationen pflegt, sind jeweils durch ein besonderes Objekt präsent – so die Oldtimer IG mit einem historischen Motorrad und das Piesberger Gesellschaftshaus mit einem Kunstwerk. Die Piesberger*innen ergänzen sich gegenseitig und schaffen jede*r für sich, aber regelmäßig auch gemeinsam Anlässe, den Hausberg Osnabrücks zu besuchen.
Von ihren Erlebnissen rund um den Piesberg können die Besucher*innen auch selbst erzählen – auf Postkarten, die an das Geländer der Ausstellungsgalerie gehängt werden können. Einige Geschichten sind dort schon zu finden, die bereits im Vorfeld auf der Website des MIK gesammelt wurden. Diese ist weiterhin freigeschaltet für den Upload von Texten und Bildern: mik-osnabrueck.de/teiledeinepiesbergerlebnisse/
Fokus regionale Industriekultur heute
Die Ausstellung wird begleitet von aktuellen Aufnahmen regionaler Industriekultur der Fotografischen Gesellschaft Osnabrück. Die Fotograf*innen haben sich in den vergangenen Monaten auf Fotosafari durch die eigene Stadt begeben und in verschiedenen traditionsreichen Unternehmen fotografiert. Historisches vermischt sich dabei mit Aktuellem, Einblicke in gegenwärtige Produktionsprozesse stehen Aufnahmen stillgelegter Anlagen gegenüber.
Mitmachen! Teilt Eure Fotos und Erinnerungen mit uns!
Habt Ihr Euren ersten Kuss auf der Felsrippe bekommen oder bei einem Ausflug hier sogar Eure große Liebe getroffen? Habt Ihr vielleicht schon einmal den Gipfelsturm gewonnen oder hier besondere Tierarten entdeckt, außergewöhnliche Fossilienfunde gemacht? Hat die Arbeit im Steinbruch Euer Leben begleitet oder wart Ihr im Hasestollen zum ersten Mal „unter Tage“? Seid oder wart Ihr in einem der am Piesberg ansässigen Vereine engagiert? Oder habt Ihr im MIK einen unvergesslichen Schulausflug oder Kindergeburtstag erlebt?
Foto: Hussein AL-Dabash
Jubiläumsedition historischer Fotografien
Taufstart des Ballons, städtische Gasanstalt, Rudolf Lichtenberg, 1909
Anlässlich des Jubiläumsjahres wird eine Sonderedition mit historischen Fotografien zur Osnabrücker Industrie- und Alltagskultur aus den reichhaltigen Sammlungen des MIK angeboten. Der Erlös aus dem Verkauf der auf hochwertigem Fotopapier reproduzierten Bilder kommt museumspädagogischen Angeboten im MIK zugute.
Ab Mitte April finden sich die Motive auf unserer Homepage und können im Museum erwerben.
Für große Begeisterung sorgen im MIK immer wieder Ausstellungen und Präsentationen mit historischen Aufnahmen aus Osnabrück, u. a. des bekannten Fotografen Lichtenberg, der Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts das Leben in der Stadt dokumentierte.
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