Route Innenstadt

  • Kaffeeduft und Leckereien – Haus Willmann

Fotos

Kolonialwaren und Feinkost L. Willmann, 1937
Foto: R. Lichtenberg, Sammlungen des MIK

Kolonialwaren und Feinkost L. Willmann, 1940er-Jahre
Foto: unbekannt, Sammlungen des MIK

Kaffeeröstrei Arko-Kaffee GmbH in Osnabrück, 1950er-Jahre
Foto: G. Bosselmann, Sammlungen des MIK

Werbekampagne der Kaffeerösterei Graute in Osnabrück, um 1950
Foto: unbekannt, Sammlungen des MIK

Kaffeegenuss, 1950er-Jahre
Foto: G. Bosselmann, Sammlungen des MIK

Eduscho-Filiale in der Großen Straße, 1961
Foto: G. Bosselmann, Sammlungen des MIK

Audio

Beschreibung

Das Haus Krahnstraße 7, erbaut 1586, gilt als das älteste erhaltene Fachwerk-Bürgerhaus in Osnabrück. Es überstand den Zweiten Weltkrieg nahezu unbeschädigt, während viele Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft völlig zerstört wurden.

Die Kaufmannsfamilie Willmann kaufte das Haus 1875 und eröffnete ein Feinkostgeschäft mit Kolonialwarenhandlung. Sein Sortiment: Gewürze, Reis, Früchte, Tee, Kakao und Rohkaffee – also Waren, die in der Zeit des Kaiserreichs noch als exotisch galten. Sie wurden aus den Kolonialländern, insbesondere in Afrika und Asien, importiert und in spezialisierten Fachgeschäften verkauft. Gab es um das Jahr 1875 bereits 70 Kolonialwarenhandlungen, stieg die Zahl bald auf über 160.
Neben den klassischen Kolonialwaren führte Willmann auch immer mehr „alltägliche“ Lebensmittel sowie Delikatessen, Wein, Spirituosen und Tabakwaren. Durch spezielle Produktangebote versuchten einige Händler, ihre Kunden an sich zu binden, so auch das Osnabrücker Unternehmen.

„Will man Kaffee, dann Willmann-Kaffee!“ – seit 1889 röstete das Unternehmen täglich frisch den Rohkaffee mit eigener Rösttrommel. Somit wurde ein „Markenprodukt“ angeboten, das sich durch besondere Qualität von den Mitbewerbern unterscheiden sollte.

Kaffee war sehr teuer. „Echten Bohnenkaffee“ trank man nur an Sonn- und Feiertagen. Demnach kauften viele Kunden im Vergleich zu heute sehr kleine Mengen. 62,5 Gramm enthielt das kleinste Paket! Alltags trank man „Muckefuck“. Damit war sehr dünn gebrühter Kaffee oder „Ersatzkaffee“ aus geröstetem Getreide gemeint.

Die Kolonialwarenhandlungen konnten auf Dauer dem starken Konkurrenzdruck großer Lebensmittel-Handelsketten nicht standhalten. Und auch Osnabrücker Kaffeeröstereien wie zum Beispiel Graute, die bis in die 1980er-Jahre in Osnabrück Kaffee rösteten, stellten ihre Produktion nach und nach ein. Industrielle Großröstereien, allen voran Eduscho und Jacobs, lieferten massenhaft Kaffee wesentlich günstiger. Aus einem wertvollen Genussmittel wurde schließlich der „Coffee to go“!

Audioproduktion: Musiktheater LUPE Osnabrück