Route Innenstadt

  • Streitthema Verkehrsplanung – Thor´scher Durchbruch

Fotos

Große Straße vor dem Abriss der Häuser Große Straße 64 und 65, 1924
Foto: R. Lichtenberg, Sammlungen des MIK

Thor‘scher Durchbruch mit Blick zum Kamp, 1926
Foto: R. Lichtenberg, Sammlungen des MIK

Thor’scher Durchbruch mit Blick zur Großen Straße, 1926
Foto: R. Lichtenberg, Sammlungen des MIK

Jürgensort mit Blick zur Katharinenkirche, 1930er-Jahre
Foto: unbekannt, Sammlungen des MIK

Audio

Beschreibung

Schauen Sie einmal von hier, der Großen Straße, in Richtung Katharinenkirche und Jürgensort! Früher war das gar nicht möglich, denn diese Straße gibt es erst seit Ende der 1920er-Jahre. Sie beruht auf einem umstrittenen Bauprojekt.

Wiederholt wurde in der neueren Osnabrücker Stadtgeschichte in die alte, seit dem Mittelalter gewachsene Stadtstruktur und ins Stadtbild eingegriffen. In den 1920er-Jahren erreichte das Verkehrsaufkommen in der südlichen Großen Straße und am Neumarkt einen Punkt, der eine Entlastung dieses Areals notwendig machte. Bereits 1905 war nach langen Debatten, u. a. über die Entschädigung der Eigentümer, ein Durchbruch an der Georgstraße vorgenommen und der dortige Fußgängersteg über die Hase zu einer Straßenbrücke ausgebaut worden.

Mitte der 1920er-Jahre kam nun ein weitergehender, spektakulärer Plan auf, entwickelt von dem Osnabrücker Bauunternehmer Robert Thor. Dieser sah eine Verlängerung der Achse von der Großen Straße bis zum Heger-Tor-Wall vor. Nach Vorstellungen Thors sollte sich der Durchbruch vom heutigen Jürgensort über den Kamp und bis zur Katharinenkirche erstrecken.
Erst der vorherige Erwerb vieler Gebäude in diesem Bereich durch den Bauunternehmer selbst machte diesen Vorschlag möglich. Die Häuser, die dafür weichen mussten, waren überwiegend seine eigenen.
Obwohl auch dieser Plan heiß diskutiert wurde, ließ Thor bereits 1924 die Hausnummern Große Straße 65 und 64 abreißen und schuf damit Fakten: Der sogenannte Thor‘sche Durchbruch war begonnen. Auf beiden Seiten der neuen Straße errichtete Thor aus dem Abbruchmaterial moderne, mehrstöckige Wohn- und Geschäftshäuser.

Zwar wurden diese Gebäude im Zweiten Weltkrieg zerstört, beim Wiederaufbau behielt man jedoch die Gebäude- und Straßensituation bei. Der eigentliche Plan Robert Thors, eine Entlastungsstrecke parallel zum Neuen Graben zu schaffen, wurde allerdings nie umgesetzt. Heute sind der Jürgensort wie auch die Georgstraße Teile der Fußgängerzone.

Audioproduktion: Musiktheater LUPE Osnabrück