Fotos

Ruderpartie auf der Hase am Herrenteichswall, um 1893
Foto: A. Wurm, Sammlungen des MIK

Zwei Frauen nach dem Eislaufen, Osnabrück, 1893
Foto: A. Wurm, Sammlungen des MIK

„Eislaufvergnügen auf der Butterwiese beim Stahlwerk“, Hase-Ufer vor dem Stahlwerk, 1889
Gemälde (Reproduktion), Foto: R. Lichtenberg, Sammlungen des MIK

Hasefluss vor dem Stahlwerk Osnabrück, um 1900
Foto: unbekannt, Sammlungen des MIK

Audio

Beschreibung

Haben Sie Lust auf eine kleine Abkühlung? Badesachen dabei? So richtig einladend sieht die Hase allerdings leider nicht mehr aus. Früher – vor allem vor der zunehmenden Industrialisierung – war das anders.

Die Hase wurde von der Osnabrücker Bevölkerung schon immer auf verschiedene Weise genutzt: Sie war Verkehrsweg und Teil der Stadtverteidigung, lieferte Trinkwasser und Nahrung, diente der Wäsche, war Energielieferant für Handwerk und Industrie, nahm die Abwässer auf – und sie bot den Menschen das ein oder andere Freizeitvergnügen.

Noch bis ins 20. Jahrhundert hinein konnte man im Sommer in verschiedenen Flussbadeanstalten Abkühlung finden. Innerhalb der Stadt boten die Bäder bei der Neuen Mühle und hinter dem heutigen Hauptbahnhof die Möglichkeit, Schwimmen zu gehen. Kurz vor der Neuen Mühle, dort, wo sich heute der Nacht-Club Alando Palais befindet, war es seit Mitte des 19. Jahrhunderts schließlich sogar auch den Frauen möglich, diesem Freizeitvergnügen nachzugehen – in der ersten eigenen Flussbadeanstalt für Damen, züchtig bedeckt im einteiligen, rüschenbesetzten Badeanzug mit wadenlangen Beinen und geraffter Haube.

Auch auf dem Wasser war einiges los: Beim Hotel Dreikronen (Ecke Wittekindstraße/Möserstraße) und von anderen Bootsanlegern aus starteten viele zu einer Fahrt mit dem Ruderboot. Im Winter dagegen bot sich die Möglichkeit zum Eislaufen, entweder direkt auf der zugefrorenen Hase oder auch auf der überschwemmten „Butterwiese“ am Stahlwerk.

Mit fortschreitender Industrialisierung wuchs die Zahl der Einwohner, Fabriken und Handwerksbetriebe in Osnabrück rasant an – und damit auch die Verschmutzung der Hase. Sämtliche Unternehmen – allen voran das Stahlwerk sowie die Papierfabriken Schoeller und Kämmerer – entsorgten ihre Abwässer in die Hase, Nette und Düte. Im Sommer stank das Wasser, Trockenheit brachte schlimmen Unrat zum Vorschein und verendete Fische häuften sich zu Tausenden vor dem Pernickel-Wehr. Lange Zeit fand man keine Lösung und als Folge wurden Anfang des neuen Jahrhunderts alle Flussbadeanstalten geschlossen.

Zum Baden wird die Hase zwar auch heute weiterhin nicht mehr genutzt und Bootfahren ist im Altstadtbereich inzwischen verboten, jedoch gab es in den vergangenen Jahren erhebliche Bemühungen um eine Renaturierung und Revitalisierung des Stadtflusses. Deshalb schätzen Einheimische und Gäste die Hase wieder neu als Naherholungsraum, als stille Begleiterin beim Radeln, Joggen und Flanieren auf dem neu angelegten Haseuferweg.

Immer wieder wird aber auch deutlich, wie empfindlich das Ökosystem ist – wie zuletzt bei einem Chemieunfall im Sommer 2020, durch den die Hase stark verunreinigt wurde.

Audioproduktion: Musiktheater LUPE Osnabrück