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  • Der Arbeit ein Denkmal – Der Haarmannsbrunnen

Fotos

Aufgang Herrenteichswall vor der Neugestaltung, 1901
Foto: R. Lichtenberg, Sammlungen des MIK

Generaldirektor des Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenvereins August Haarmann, 1897
Ölgemälde: F. Hecker, Foto: M. Kiupel, 2014, Sammlungen des MIK

Pokal zum 25-jährigen Dienstjubiläum des Generaldirektors August Haarmann, 1897
Foto: Atelier Strenger, um 2005, Sammlungen des MIK

Bergmannsfigur am Haarmannsbrunnen, 1. Hälfte 20. Jh.
Foto: unbekannt, Sammlungen des MIK

Audio

Beschreibung

Fast wäre der Herrenteichswall, das letzte Stück des ehemaligen Befestigungswalls, zu Beginn des 20. Jahrhunderts einer Verkehrserweiterung zum Opfer gefallen. Es ist unter anderem das Verdienst von Senator August Haarmann, die beliebte Promenade mit der alten Lindenallee erhalten zu haben. Haarmann lebte von 1840 bis 1913. Durch die Stiftung einer größeren Brunnenanlage am südlichen Ende sorgte er gleichzeitig für eine Verschönerung des Aufgangs.
Gedacht war der Brunnen aber auch als Darstellung des menschlichen Fleißes. Die Ironie dabei: Ohne den Fleiß der Arbeiter wäre er womöglich gar nicht entstanden. Zur Finanzierung des Denkmals sammelte Haarmann nämlich das Geld bei seinen eigenen Arbeitern im Stahlwerk ein oder zahlte einen Teil ihres Lohns erst gar nicht aus! Als der Brunnen am 1. Mai 1909, dem „Kampftag der Arbeiterbewegung“, eingeweiht wurde, war er trotzdem inzwischen zu einem Arbeiterdenkmal der besonderen Art geworden.

Als Generaldirektor des Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenvereins war Haarmann tief verbunden mit Metallindustrie und Bergbau, den damals wichtigsten Wirtschaftszweigen der Stadt Osnabrück. Es verwundert also nicht, dass er bei dem Berliner Bildhauer Adolf Graef – übrigens ein Schüler des berühmten Auguste Rodin – eine bronzene Bergmannsfigur in Auftrag gab. Nach Haarmanns Vorstellungen sollte die Figur „einen kraftvollen Arbeiter darstellen, der eine Quelle erbohrt hat und sich angesichts des hervorsprudelnden Wassers seiner erfolgreichen Arbeit freut.“ (Aus: Protokoll der Sitzung des Dürerbundes, 25. August 1907)
Das Ergebnis seiner Idee kann sich sehen lassen: Mit muskulösem, bloßem Oberkörper, nur mit Arbeiterhose und Holzschuhen bekleidet, haut der Bergmann mit Hammer und Schlägel ein Loch in die Felswand, als ihm plötzlich Wasser entgegenschießt. Wassereinbrüche waren für die Bergleute der ehemaligen Osnabrücker Steinkohlenzeche am Piesberg eine ständige Gefahr. Immer wieder wurden sie Realität – so auch 1893, als bei einem großen Grubenunglück neun Bergmänner ums Leben kamen. Die meisten Osnabrücker*innen betrachten den Haarmannsbrunnen daher als Denkmal für die Verunglückten – ein schöner Gedanke, zumal die Gräber und den tatsächlichen Gedenkstein auf dem Hasefriedhof kaum jemand kennt.

Audioproduktion: Musiktheater LUPE Osnabrück