Route Innenstadt

  • Straßenbahnen in Osnabrück – Knotenpunkt Hasestraße

Fotos

Hasestraße mit Straßenbahnen vor der Bischöflichen Kanzlei, um 1910
Foto: unbekannt, Privatbesitz

Hasestraße mit Blick Richtung Stadttheater, Nachtaufnahme, um 1925
Foto: R. Lichtenberg, Sammlungen des MIK

Neumarkt mit Straßenbahn, um 1925
Foto: R. Lichtenberg, Sammlungen des MIK

Straßenbahnfahrkarte der Stadtwerke Osnabrück, 1920er-Jahre
Foto: M. Kiupel, 2021, Sammlungen des MIK

Eingang des Straßenbahndepots an der Lotter Straße, 1. Hälfte 20. Jh.
Foto: R. Lichtenberg, Sammlungen des MIK

Weichenbahnbau für Straßenbahnen, Montageplatz vor dem Stahlwerk Osnabrück, 1950er-Jahre
Foto: G. Bosselmann, Sammlungen des MIK

Umgestaltung des Bahnhofvorplatzes und Neuverlegung der Straßenbahnschienen, um 1950
Foto: unbekannt, Sammlungen des MIK

Osnabrücker Straßenbahnwaggons auf dem Schrottplatz im Hafen, 1960
Foto: unbekannt, Privatbesitz

Audio

Beschreibung

Bereits 1880 gab es Überlegungen, in Osnabrück ein öffentliches Verkehrsmittel einzurichten. Die Umsetzung dieser Pläne wie eine öffentliche Pferdebahn oder eine Straßenbahn mit „rauchloser Lokomotive“, eine sogenannte Dampfbahn, scheiterte jedoch aufgrund zu hoher Kosten. Bis 1899 übernahm eine Pferdeomnibusline die Verbindung zwischen Rathaus und den wichtigsten Bahnhöfen in Osnabrück. Auch das wurde bald eingestellt. Der Grund dafür waren schlechte Straßen, häufig geschlossene Schranken und mangelnder Komfort.

1905 beschloss die Stadtverwaltung schließlich den Bau einer elektrischen Straßenbahn. Das Stahlwerk Osnabrück lieferte das Schienenmaterial, das Osnabrücker Kupfer- und Drahtwerk (OKD) die Oberleitungen für die insgesamt 5 Kilometer lange Strecke.

Am 31. Januar 1906 wurde der Betrieb auf zunächst zwei Linien eröffnet. Linie 1 führte vom Straßenbahndepot an der Lotter Straße zum Hauptbahnhof. Linie 2 vom Hasetor durch die Hasestraße zum heutigen Rosenplatz. 10 Pfennig Fahrgeld – so viel wie damals etwa ein halber Liter Milch kostete – war durch Einwurf in einen Zahlkasten zu entrichten. Zum Umsteigen benötigten die Fahrgäste für jede Linie eine besondere Umsteigemarke aus Metall. Fahrscheine aus Papier, beim Schaffner erhältlich, gab es erst ab 1919.

In den einzelnen Waggons konnten insgesamt 30 Personen mitfahren. Glasscheiben gab es lange Zeit keine. Der Betreiber sah in ihnen eine große Gefahr für die Fahrgäste, sollte die Straßenbahn verunglücken und das Glas zersplittern. Außerdem sollte die Zugluft zu einer „Abhärtung des Fahrpersonals“ beitragen.

Mit einer Geschwindigkeit von maximal 16 Stundenkilometern rumpelten die Wagen über die meist eingleisige Strecke. Entgegenkommende Straßenbahnen mussten an sogenannten „Ausweichen“ warten. Wie zum Beispiel hier an der Hasestraße vor der Bischöflichen Kanzlei.
Im Laufe der Jahrzehnte wurde das Schienennetz weiter ausgebaut. Nach Beseitigung der schweren Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg konnte die Straßenbahn im Juli 1945 eingeschränkt wieder den Betrieb aufnehmen.

Ein Zeitzeuge erinnert sich:
„Bereits `46 fuhren wir mit der Linie 1 vom Bahnhof in Richtung Heger Friedhof, um in der Blumenhalle die Kinderoper von Humperdinck „Hänsel und Gretel“ zu sehen. Das Stadttheater war ja zerstört. Unglaublich, wie schnell die Straßenbahnschienen damals wieder repariert worden waren und wir durch die Trümmer fuhren. Die Menschen in der Bahn sahen wie Gespenster aus, weil man die Glühbirnen, die während des Krieges zur Tarnung blau angepinselt wurden, nicht auswechselte. Was noch funktionierte, wurde natürlich genutzt.“

Die letzte Straßenbahn in Osnabrück fuhr Ende Mai 1960. Endstation: Schrottplatz. Damit hatten nun die modernen Omnibusse und der zunehmende Autoverkehr freie Fahrt.

Audioproduktion: Musiktheater LUPE Osnabrück