Route Innenstadt

  • Das erste Krankenhaus der Stadt – Standort Große Gildewart

Fotos

Durchblick in den ehemaligen Tecklenburger Hof, Große Gildewart, um 1925
Foto: R. Lichtenberg, Sammlungen des MIK

Marienhospital, um 1905
Foto: R. Lichtenberg, Sammlungen des MIK

Krankenfahrstuhl „Marke Westfalia“, um 1918
Hersteller: Krankenfahrzeugfabrik H. Voltmann, Bad Oeynhausen, Sammlungen des MIK

Stadtkrankenhaus (heute Volkshochschule), 1. Hälfte 20. Jh.
Foto: unbekannt, Sammlungen des MIK

Audio

Beschreibung

An der Stelle, an der heute das Haus der Jugend in der Straße Große Gildewart 6 steht, befand sich im 19. Jahrhundert das erste Krankenhaus Osnabrücks.
1620 hatte die Stadt hier den Komplex des Tecklenburger Hofes erworben, um ein Armenhaus einzurichten. Später nahm man zudem verwaiste evangelische Bürgerkinder auf und nutzte den Hof ab 1811 zusätzlich als protestantische Krankenanstalt.

Zunächst ging es bei der Versorgung der Kranken mehr um Pflege als um Heilung und erst als 1833 die Krankenanstalt in ein Krankenhaus umgewandelt wurde, kam es zu einer wesentlichen Änderung: Fortan wurden die Bedürftigen auch medizinisch versorgt.

Das Gebäude erwies sich jedoch wenige Jahrzehnte später als zu klein, denn mit zunehmendem Anstieg der Einwohnerzahl Mitte des 19. Jahrhunderts nahm auch die Zahl der Kranken zu. Und dann brachen nach einer vorherigen Typhus-Welle 1858 die Blattern und ein Jahr später auch noch die Cholera aus.
Ursache für die schwere Epidemie war das verunreinigte Trinkwasser. Die hohe Bevölkerungsdichte in der engen Stadt und die fehlende Kanalisation ließen das alte Hygienesystem zusammenbrechen. Viele der zahlreichen Brunnen in Osnabrück lagen auf den Grundstücken offen, ebenerdig und viel zu nah an oft undichten Jauchegruben. Daher hatten nur ganz wenige Zugang zu sauberem Trinkwasser.

Der Bau eines neuen, geräumigen Krankenhauses mit modernem Standard wurde daher zur Notwendigkeit. Einmal mehr spielte in dieser Situation auch die konfessionelle Struktur Osnabrücks eine Rolle, hier jedoch mit positivem Effekt: Die Stadt bekam gleich zwei neue Einrichtungen. 1859 wurde für die katholische Bevölkerung das Marienhospital neben der Johanniskirche gegründet und 1862 das evangelische Stadtkrankenhaus direkt vorm Heger Tor. In dem Gebäude ist heute die Volkshochschule untergebracht.

Audioproduktion: Musiktheater LUPE Osnabrück