Von den zahlreichen Armenhäusern Osnabrücks, die teils schon im Mittelalter aus privaten Stiftungen entstanden waren, ist lediglich das Haus mit der Nummer 13-18 an der Bocksmauer erhalten. Hier war das Leben am Rande der Gesellschaft wörtlich zu nehmen. Das Gebäude gehörte bis ins 17. Jahrhundert zum ehemaligen Stadthof der Grafen von Tecklenburg an der Straße Große Gildewart. Bis zum Abriss der Stadtbefestigung stand es im feuchten, dunklen Schatten der Stadtmauer. Ein Relief mit Ochsenkopf und gekreuzten Beilen erinnert noch an die früheste Geschichte dieser Häuserzeile, denn dort befand sich vor 1620 der älteste Verkaufsstand der Schlächter, das Fleischeramtshaus der Stadt.
Tatsächlich vereinte das langgezogene, niedrige Gebäude unter einem gemeinsamen Dach verschiedene Häuser für jeweils mehrere Bewohnerinnen und Bewohner. Jedes besaß eine kleine Diele, durch die man in den Stall gleich neben dem Hauseingang und in die Wohnungen der beiden Geschosse gelangte. Die Wohnungen bestanden jedoch nur aus einer engen Stube und boten gerade Platz für die spärliche Habe und einen Ofen. Innerhalb der Gebäudeflucht teilten sich sämtliche Bewohner eine Abortanlage.
Seit dem Mittelalter beruhte die Pflege der Armen und Hilfsbedürftigen auf vielen bürgerlichen und kirchlichen Stiftungen. Die Einrichtung des Armenhauses an der Bocksmauer durch den Rat der Stadt im Jahr 1620 bedeutete einen ersten Schritt zu einer strafferen Organisation der Waisen- und Armenfürsorge. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde sie zu einer städtischen Angelegenheit mit einheitlichen Bestimmungen. Im hiesigen Gebäude brachte man den evangelischen Waisenhausfonds, eine der karitativen Einrichtungen, unter. Die Spendenfreudigkeit der Bevölkerung nahm allerdings in den folgenden Jahrzehnten immer weiter ab. Gleichzeitig verschärften sich mit dem dramatisch wachsenden Heer von Industriearbeitern die sozialen Probleme wie Wohnraummangel und Armut. So entschloss man sich 1868, einen regelmäßigen Pflichtbeitrag zur Armenfürsorge über die Gemeindesteuer zu erheben.
Der Hungerwinter 1879 gab den Anlass, im Gebäude des Waisenhausfonds zudem eine Volksküche zur Suppenausgabe einzurichten. Die Nutzung des Traktes änderte sich in den 1920er-Jahren, als im Zuge der Wandervogelbewegung hier die Deutsche Jugendherberge einzog. Heute gehört er mit zum Haus der Jugend und schließt dessen stimmungsvollen Innenhof nach außen ab.
Audioproduktion: Musiktheater LUPE Osnabrück
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