Route Wueste

  • Mit dem Lineal gezogen – Pappelgraben

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Beschreibung

Der Pappelgraben ist das eigentliche Herz der Wüste. Durch die künstliche Anlage dieses Gewässers hat sich der Stadtteil von einem morastigen, zunächst unbebaubaren Gebiet – daher der Name „Wüste“ – in ein dicht besiedeltes Stadtviertel Osnabrücks gewandelt.

Seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts bemühte man sich darum, das Gelände des einstigen Moores trockenzulegen. Das gelang jedoch erst 1781, als Magister Christian Ludolph Reinhold einen langen Entwässerungsgraben anlegte, der zunächst nur schlicht „Canal“ genannt wurde. Trotzdem blieb die Wüste noch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts reines Weideland. Die Quirllsche Papiermühle, das spätere Kaffeehaus „Moskau“, war hier lange Zeit die einzige Bebauung. Erst nachdem mit dem Schutt der abgerissenen Stadtwälle das Gelände aufgefüllt und befestigt worden war, begann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Bautätigkeit.
1829 wurde entlang des nördlichen Kanalufers eine Pappelreihe gepflanzt, die dem Gewässer zu seinem noch heute gebräuchlichen Namen verhalf.

Für den auffallend schnurgeraden Verlauf des Grabens ist (zeichnet) jedoch nicht Magister Reinhold verantwortlich, sondern bereits 100 Jahre zuvor Bürgermeister Gerhard Schepeler. Um die lästigen Streitigkeiten zwischen der Martinianer-Laischaft und der Neustädter Laischaft um die Weidegründe südwestlich der Stadt endlich zu beenden, nahm er 1671 kurzerhand ein Lineal und zog auf dem Stadtplan eine Linie zwischen dem Katharinenkirchturm und dem Grenzpunkt des Hofes Nordhaus in Hellern. Damit war die Feldmarkgrenze sowohl zwischen den beiden Laischaften als auch zwischen Alt- und Neustadt geschaffen. Von der ehemaligen Markierung ist an der Quellwiesenbrücke ein letzter Grenzstein mit der Jahreszahl „1699“ und den Buchstaben „M L“ (Martinianer-Laischaft) erhalten geblieben.

Heute ist es nicht zuletzt die parkartige Erweiterung mit einem kleinen See im westlichen Abschnitt, die den Pappelgraben zu einem beliebten und wichtigen Teil der Wüste macht. Der See dient als Regenrückhaltebecken der Stadtwerke.
Der Pappelgraben verschwindet auf halber Strecke von der Bildfläche, denn auf Höhe der Sandstraße geht der vorher offene Graben in einen unterirdischen Kanal über. An dessen Mündung muss zuvor die durchlaufende Wassermenge über ein Hebewerk geregelt werden. Unter einem Gulli an der OsnabrückHalle kann man das Wasser des Pappelgrabens rauschen hören, bevor er an der Brücke der Wittekindstraße die Hase erreicht. Dort wird mit Hilfe Archimedischer Schrauben zuletzt das Wasser in den höher gelegenen Fluss befördert.