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  • Viel Betrieb auf allen Ebenen – Martinistraße

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Beschreibung

Die Martinistraße entstand, nachdem 1843 endlich das Festungsgebot in Osnabrück aufgehoben und mit der nötigen Stadterweiterung begonnen worden war. Seitdem bildet sie eine klare Trennlinie zwischen dem nördlichen Katharinenviertel und der südlichen Wüste. Lange Zeit noch mit Piesberger Kopfsteinpflaster befestigt und teilweise mit einer Baumreihe bepflanzt, verläuft sie schnurgerade bis zum Heinrich-Lübke-Platz, der früher Martiniplatz hieß. Anstelle des heutigen Kurt-Schumacher-Damms führte eine unbefestigte Lindenallee weiter nach Westen.

Viele Gebäude an der Martinistraße haben den Zweiten Weltkrieg überstanden. Den architektonischen Auftakt machen das Gebäude der ehemaligen Mädchen-Mittelschule an der Wall-Kreuzung, Martinistraße 4, und daran anschließend das auffällige Wohnhaus Geisler mit der Sandsteinfassade von 1870, Hausnummer 8. Heute werden beide Gebäude von der Universität Osnabrück genutzt. Meist dreigeschossige Mietshäuser aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert prägen das Straßenbild. Dabei fällt besonders das Ensemble mit roten Backsteinfassaden und hellen Fensterrahmungen in der Nähe des Arndtplatzes auf.

Mit dem einprägsamen Slogan „Kein Bild? Kein Ton? Wir kommen schon!“ bewarb Klaus Trezeciak sein Rundfunk- und Fernsehgeschäft in Hausnummer 14, dem heutigen Uni-Döner. Im Laufe der Zeit siedelten sich viele kleinere Geschäfte, Handwerksbetriebe und Gewerke an der Martinistraße an.
Auch Fabriken hatten hier ihr Domizil: Das heutige „Medicos“ war ursprünglich die Bettfedernfabrik Künsemüller und am Standort des „Aldi“ baute der später weltweit bekannte Karosserie-Hersteller Karmann seine frühen Modelle. In dem Gebäude an der Ecke zur Auguststraße fertigte die Möbelfabrik Friedemeyer seit den 1920er Jahren hochwertige Schlafzimmermöbel. Ihre Betten und Schränke im „Gelsenkirchener Barock“ begeisterten deutsche Sportgrößen wie Max Schmeling und Hans-Günther Winkler und selbst arabische Ölscheichs.

Schon immer herrschte in der Martinistraße reger Verkehr. Neben Fußgängern, Fahrrädern, Pferdekarren und Autos fuhr bis 1958 hier auch die Linie 3 der Osnabrücker Straßenbahn, lange Zeit allerdings nur eingleisig. Dabei kam es besonders in den Kreuzungsbereichen leicht zu chaotischen Situationen und Zusammenstößen.

Die Martinistraße ist nach wie vor eine der wichtigsten Verkehrsstraßen Osnabrücks. Bis in die Gegenwart bieten die Verkehrsführung, der Lärm und die Abgase Anlass zu Diskussionen.