Haben Sie sich auch schon mal gefragt, woher die Turnerstraße ihren Namen hat, wo sie doch keinerlei Spuren sportlicher Aktivität aufweist? Dort an der Bahnlinie in der Nähe des Hasetores stand um die Mitte des 19. Jahrhunderts Osnabrücks erste, wenn auch bescheidene Turnhalle. Architektonisch hatte man sich bis dahin noch nicht mit den speziellen räumlichen Bedürfnissen des Turnens auseinandergesetzt. Kein Wunder, galt Turnen im früheren 19. Jahrhundert zunächst als anrüchig. Der Berliner Friedrich Ludwig Jahn, besser bekannt als „Turnvater Jahn“, war seit 1810 bestrebt, die jungen Männer zu sportlicher Betätigung im Freien zu bewegen. Die körperliche Ertüchtigung war allerdings nicht nur als Freizeitgestaltung gedacht. Sie diente auch dazu, aus den jungen Sportlern gestählte „Wehrtüchtige“ zu machen, und wurde daher unter der damaligen französischen Regierung als „staatsgefährdend“ verboten.
Der Funke war aber schon übergesprungen: Ohne Drill, nur mit Spaß an der sportlichen Bewegung turnten Schüler in Osnabrück unter der Anleitung einiger Gymnasiallehrer bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zunächst unter freiem Himmel. Eine erste Möglichkeit, auch bei schlechtem Wetter oder winters zu üben, bot ab 1862 die kleine Halle an der Turnerstraße.
Immer mehr sportbegeisterte Männer und Jungen fanden sich in Vereinen zusammen: Neben der Turnergemeinde, dem Arbeiterbildungsverein von 1849, dem Männer-Turn-Verein (MTV), dem Osnabrücker Turn-Verein (OTV) und dem Osnabrücker Turnerbund (OTB) etablierte sich auch die „Turner-Feuerwehr“, aus der später die erste Freiwillige Feuerwehr werden sollte. Seit 1862 existierte auch schon ein Mädchenturnverein, während sich die Damenabteilungen erst nach 1900 etablierten. Inzwischen erachtete man auch den Schulsport als wichtig und so entschied sich der Stadtmagistrat für den Bau einer städtischen Hauptturnhalle. 1871-73 entstand am Schlosswall eine moderne Doppelturnhalle mit Verbindungsbau und einer Bruchsteinfassade im neugotischen „Tudor-Stil“. Das 1909 errichtete Vereinsheim des OTB auf demselben Grundstück trug am Giebel zum Schnatgang das „Frisch – Fromm – Fröhlich – Frei“-Kreuz als Symbol der frühen Turnerbewegung.
Die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg trafen auch die alte Schlosswallhalle, und so errichtete man 1952/53 zunächst eine neue Turnhalle mit Seitentrakt, die in den 1960er Jahren durch eine größere Sporthalle ergänzt wurde. Unter Verwendung moderner Bautechnik wählte man für das Dach der kleinen Halle eine seltene Konstruktion aus Spannbetonrahmen, die keine Stützen benötigt. Bis zu 2.200 Zuschauer*innen fanden nun Platz, denen in den kommenden Jahren verschiedene Sportarten auch auf hohem Niveau geboten wurde: Neben Basketball-Bundesligaspielen fanden hier 1966 die Deutsche Tischtennismeisterschaft und 1982 sogar die Handball-Weltmeisterschaft der Männer statt. Seit ihrer Sanierung vor wenigen Jahren fasst die Schlosswallhalle zwar nur noch 1.400 Zuschauer*innen, ihre Attraktivität für die sportbegeisterten Osnabrücker*innen hat sie jedoch behalten.
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