Route Wueste

  • Ein Ort mit bewegender Geschichte – Moskaubad

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Beschreibung

Eines der ersten Freibäder Deutschlands ist das bis heute beliebte Moskaubad. Schon 1926 wurde es nach den Plänen des Stadtbaumeisters Friedrich Lehmann erbaut – als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Knapp 120 Erwerbslose legten in nur drei Monaten Bauzeit ein Hauptbecken von 100 m Länge, eine parallele Tribüne, ein Frauen-, zwei Nichtschwimmerbecken und, das war eine echte Attraktion, einen 10-Meter-Turm an. Die große Liegewiese, das sog. „Licht- und Luftbad“, kam etwas später dazu – wie auch die seitlichen Pavillons der Tribüne. Als „Stätte edler Körperpflege“, „der Kräftigung [der] Jugend“ und der „Gesundung [der] Bevölkerung“ diente das Bad nicht nur zur Entspannung und sportlichen Betätigung, sondern auch der hygienischen Grundversorgung von Familien und Arbeitern, die vielfach nicht über Badezimmer mit fließend Wasser in ihren Wohnungen verfügten.
Eine eigene Quelle in der Wiese hinter der Tribüne speist bis heute die Becken. In den Anfangszeiten des Bades floss das Wasser zunächst in ein langes, flaches Vorwärmbecken, um dort von der Sonne aufgewärmt zu werden – auf etwa 20° Celsius.

Eine Umgestaltung erfuhr das Moskaubad in den 1930er Jahren, indem das Hauptbecken aufgeteilt wurde. Auch den Namen änderten die Nationalsozialisten in „Neustädter Freibad“.
Bei Wettkämpfen und anderen Veranstaltungen bot die fünfeinhalb Meter hohe Tribüne einen perfekten Blick auf die Schwimmer*innen, Turmspringer*innen, Streckentaucher*innen oder auch die Nixen beim „Kunst- und Reigenschwimmen“. Im Winter konnte man für 20 Pfennige Eintritt im Bad Schlittschuhlaufen, untermalt mit Musik und abendlichem Scheinwerferlicht.

Bomben, die während des Zweiten Weltkrieges eigentlich der nahegelegenen Bahn galten, beschädigten auch das Freibad schwer. Glücklicherweise halfen die Briten beim Wiederaufbau. Im Zuge eines erneuten Umbaus 1997/98 bekam das Moskaubad endlich offiziell seinen alten Namen zurück.

Bis heute gehen die Osnabrücker*innen gerne „nach Moskau hin“. Aber was hat eigentlich Moskau mit Osnabrück zu tun? Das saubere Wasser der Quelle in der Freibadwiese hatte bereits den Kaufmann Georg Wilhelm Quirll 1791 dazu veranlasst, hier eine Windmühle zur Papierherstellung zu bauen. Die Windverhältnisse an diesem Standort waren jedoch schlecht und nach einer Weile verlegte Quirll die Mühle nach Haste. Dafür eröffnete er in einem der nun leerstehenden Gebäude ein Kaffeehaus. Hier, abseits der Stadt, in der morastigen „Wüste“, setzte man sich über Maßnahmen der damaligen napoleonischen Besatzung, wie z. B. das Tanz- und Spielverbot, hinweg und konnte über die Politik des Franzosenkaisers schimpfen, ohne immer gleich Spione fürchten zu müssen. Während dieser Zeit scheiterte Napoleon mit seinem Russlandfeldzug, für den er auch Osnabrücker rekrutiert hatte und so fand sich für das Kaffeehaus und die Örtlichkeit der Name „Moskau“ als Ausdruck des erfolgreichen Widerstandes.
Auch für das spätere Freibad und sein Café an der historischen Stelle übernahm man ihn.