Künstliche Intelligenz. Die letzte Erfindung der Menschheit?
Nicht erst seit ChatGPT ist das Thema Künstliche Intelligenz in aller Munde. Große Faszination und Begeisterung für die Potenziale der digitalen Technologie gehen mit ethischen Bedenken und der Angst vor Kontrollverlust einher. Automatisierte Bildbearbeitung, personalisierte Werbung, Schadensregulierung bei Versicherungen … KI begegnet uns im Alltag an vielen Stellen, oft, ohne dass wir sie bewusst wahrnehmen.
Was ist KI und wie hat sie sich entwickelt? Wussten Sie, dass die Region Osnabrück als KI-Hotspot gilt? Wie wird KI heute genutzt und welche künftigen Anwendungen wird es geben? Wie wirkt sich die Technologie auf Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt – auf unser Leben – aus? Ist KI vielleicht sogar die letzte Erfindung der Menschheit, weil sie den Menschen zunehmend ersetzt?
Die Sonderausstellung im MIK nimmt das hochaktuelle Thema unter drei wesentlichen Gesichtspunkten in den Blick: Künstliche Intelligenz wird im Kontext ihrer Geschichte betrachtet. Die Grundlagen von KI werden an interaktiven Stationen anschaulich erklärt und die Region Osnabrück wird als Innovationszentrum künstlicher Intelligenz vorgestellt.
Viele von uns sind erst vor Kurzem in Berührung mit KI gekommen – seit diese immer mehr in unseren Alltag vordringt. Doch die rasante jüngere Entwicklung hat eine lange Vorgeschichte: Die Idee von intelligenten Maschinen stammt schon aus der Antike und auch die wissenschaftlichen und technischen Voraussetzungen wurden über viele Jahrzehnte in kleinen Schritten unter Beteiligung verschiedener Disziplinen geschaffen.
Dampfmaschine, Eisenbahn, Elektrizität und Kernenergie sind Beispiele solcher „Zukunftstechnologien“. Mit der KI haben diese auch ihre ambivalente gesellschaftliche Bewertung gemeinsam: Mit allen verbanden sich Begeisterung, hohe Erwartungen an ihre Veränderungskraft und weitreichende Visionen zu ihren Einsatzmöglichkeiten, aber auch Kritik, Ängste vor ihrer Unkontrollierbarkeit und große Sorgen um ihre Folgen.
Sie erhalten einen historischen Überblick von den Anfängen der KI bis in die Gegenwart. Meilensteine auf dem Weg zur heutigen Technologie werden aufgezeigt und Parallelen zu früheren Innovationen sichtbar, die einen ähnlich tiefgreifenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel herbeigeführt haben, wie wir es von KI erwarten.
Die Ausstellung möchte in einem zweiten Schritt Grundlagenwissen darüber vermitteln, was eigentlich unter KI zu verstehen ist. Künstliche Intelligenz – oder englisch Artificial Intelligence (A.I.) – kann lernen, dichten, sprechen, spielen, entscheiden und Unerwartetes berechnen. Doch wie funktioniert KI eigentlich?
Als „Ausstellung in der Ausstellung“ wird die erfolgreiche Wanderausstellung „I AM A.I.“ gezeigt, die Expert*innen von IMAGINARY entwickelt haben. Diese aus dem Mathematischen Forschungsinstitut Oberwolfach der Leibniz- Forschungsgemeinschaft hervorgegangene Non-Profit-Organisation widmet sich der Vermittlung komplexer mathematischer Themen an ein breites Publikum.
Interaktive Stationen laden zum Ausprobieren und Experimentieren ein und erklären, was mit zentralen Methoden und Verfahren wie „Maschinelles Lernen“ oder „Künstliches Neuronales Netz“ gemeint ist. Ein künstlerischer Comic an der Wand zeigt systematisch die schrittweise Entwicklung der Grundlagen von KI und ihre verschiedenen Einsatzmöglichkeiten sowie ihr Potenzial für die Lösung verschiedener Frage- und Problemstellungen auf. Schließlich nimmt er auch die Risiken in den Blick, die mit KI verbunden sind und mit denen wir bewusst umgehen müssen.
Die Ausstellung „I AM A.I.“ war bereits an verschiedenen Orten in ganz Deutschland zu sehen und wurde gefördert durch die Carl-Zeiss-Stiftung.
Test-Auto zur Erforschung der Akzeptanz selbstfahrender Fahrzeuge des Instituts für Kognitionswissenschaft, Universität Osnabrück
Filter Reality – Die Verstärkung kritischer Schönheitsnormen durch Technologien, Leihgabe des Institus für Kognitionswissenschaft, Universität Osnabrück
Es wird viele überraschen, wieviel auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz auch vor unserer eigenen Haustür passiert – es sind nicht nur die großen, internationalen Konzerne, die den Fortschritt vorantreiben.
Schon in den 1990er Jahren hat die Universität Osnabrück mit der Gründung des heutigen Instituts für Kognitionswissenschaft als eine der ersten deutschen Universitäten mit der Grundlagenforschung zu KI begonnen. Weitere Forschungsverbünde und Studiengänge an Universität und Hochschule folgten. Seit zwei Jahren ist Osnabrück zudem Sitz des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) Niedersachsen. Auch viele Unternehmen der Region befassen sich mit KI: Große, traditionsreiche Firmen, aber auch Startups, vernetzt u. a. in Startup-Zentren und im jüngst eröffneten Coppenrath Innovation Centre.
Beispiele der vielfältigen Projekte in und um Osnabrück werden vorgestellt – in enger Kooperation mit zahlreichen Partner*innen. Es geht um nachhaltige Unkrautvernichtung, Hautanalysen, selbstfahrende Autos, Geschlechterstereotype, Schönheitsfilter in sozialen Medien, Windkraftanlagen und vieles mehr. Die Relevanz von KI für unterschiedliche gesellschaftliche und wirtschaftliche Felder wird aufgezeigt und das Zusammenwirken verschiedener Disziplinen und Wirtschaftszweige verdeutlicht.
Gerade die Beschäftigung mit KI-Anwendungen, die von Menschen aus unserer Region, vielleicht vom Nachbarn oder der Teamkollegin beim Sport entwickelt werden und die hier vor Ort erprobt werden, trägt dazu bei, dass die Ausstellungsbesucher*innen eine konkrete Vorstellung von KI erhalten. Die Ausstellung will einen Beitrag dazu leisten, das komplexe Thema KI zugänglich zu machen, es zu „entmystifizieren“ – aber auch ihm abwägend und kritisch zu begegnen, es aus verschiedenen Blickwinkeln zu diskutieren.
Im Mitmachraum der Ausstellung sind die Besucher*innen selbst gefragt! Hier kann das in der Ausstellung Gesehene und Gelernte nochmal überdacht und kreativ bearbeitet werden. Wer Lust hat, kann hier einen Roboter aus Verpackungsmaterial bauen oder eigene Ideen zur Künstlichen Intelligenz in Form von Skizzen und Gedanken zu Papier bringen und so mit anderen Besuchenden teilen. Auch das Programmieren von Robotern mit vorhandenen Lego-Bausätzen ist hier möglich. Darüber hinaus finden im Mitmachraum ausstellungsbegleitende museumspädagogische Programme statt.
Ein „KI-Kino“ in der Ausstellung, das vom Team des Filmfests Osnabrück kuratiert wurde, zeigt die facettenreiche Behandlung von KI im Medium Film. Die Idee von intelligenten Maschinen oder künstlichen Kopien von Menschen hat in Literatur, Kunst, Musik und Theater vielfach Eingang gefunden. Besonders intensiv ist die Auseinandersetzung im Medium Film – in unterschiedlichen Genres und Formaten spielen Roboter, Androiden, intelligente Computersysteme und Mensch-Maschinen schon seit Jahrzehnten wichtige Rollen und fügen sich insbesondere in Zukunftsvisionen ein. Nun beginnen Filmmacher*innen selbst mit KI zu experimentieren.
Besonderes Augenmerk liegt auf museumspädagogischen Programmen für Kinder und Jugendliche ab der 5. Jahrgangsstufe. Ziel ist, zu einem aufgeklärten, reflektierten und selbstbestimmten Umgang mit KI zu befähigen. Es werden museumspädagogische Programme für Schulklassen aller Schulformen angeboten, die an die Curricula unterschiedlicher Fächer, insbesondere aus dem MINT-Spektrum der weiterführenden Schulen, anschließen. Hier kooperiert das MIK eng mit Hochschule und Universität Osnabrück und bietet beispielsweise auch Lehrerfortbildungen an, um die Verankerung des Themas in der Schule zu unterstützen. Dies verbindet sich auch mit Lehrveranstaltungen an der Universität. Auf diese Weise sammeln die Studierenden Erfahrungen in der Vermittlung von Forschung, die eine zunehmend wichtige Rolle an Hochschulen und Universitäten spielt. Die Schüler*innen haben durch den Kontakt zu jungen Nachwuchswissenschaftler*innen eine niedrigschwellige Möglichkeit, Einblick in Studien- und Arbeitsfelder zu erhalten.
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